Beschluss: Zur Kenntnis genommen

I.             Grund (Anlass) der Behandlung

 

Aufgrund des Beschlusses des Kreistages vom 03.12.2014 hat der Landkreis mit der RVO probeweise für 3 Jahre einen Verkehrsleistungsvertrag über Zusatzfahrten auf der Linie 9621 (sogenannter Staffelseebus) abgeschlossen. Dieser Verkehrsleistungsvertrag  endet am 31.08.2018.

Über die Entwicklung und den Stand dieses ÖPNV-Angebotes ist im Umwelt- und Landwirtschaftsausschuss zu berichten.

 

II.           Sach- und Rechtslage

 

Bei dem erneuten Probebetrieb der Zusatzfahrten für die Staffelseebuslinie sind die Haltestellen, die Linienführung und der Fahrplan auf die Wünsche der betroffenen Gemeinden Murnau, Schwaigen und Seehausen ausgerichtet worden.

 

Von 23 Haltestellen der Linie liegen 2 auf Grafenaschauer Flur, 4 auf Seehausener Flur und 17 auf Murnauer Flur. Von den 17 Murnauer Haltestellen befinden sich mindestens 8 im Kernbereich von Murnau und stellen dort einen klassischen Ortsverkehr dar. An den Betriebstagen verkehrt der beauftragte Kleinbus 12-mal am Tag (6 x von Grafenaschau nach Murnau und 6 x von Murnau nach Grafenaschau).

 

Die Kreisgremien sind damit den Wünschen der betroffenen Gemeinden nachgekommen und deutlich über das ursprüngliche Ziel hinausgegangen, nämlich speziell Grafenaschau besser an Murnau anzubinden. Dies auch in dem Bewusstsein, dass bereits die vorhergehende probeweise eingerichtete Buslinie aufgrund des hohen Defizites nicht aufrechterhalten werden konnte.

 

Inzwischen hat sich leider gezeigt, dass auch das laufende Projekt nicht die erhofften Resultate bringt. Das Defizit hat sich nicht entscheidend verringert, und die  beauftragten Zusatzfahrten werden nur unzureichend von der Bevölkerung angenommen. Die im Vorfeld durch die betroffenen Gemeinden geäußerten optimistischen Erwartungen sind leider nicht eingetroffen.

 

1. Betriebsjahr (September 2015 bis August 2016)

Kosten

Einnahmen

Defizit

Deckungsgrad

54.537,22 €

6.971,97 €

- 47.565,25 €

12,78 %

 

2. Betriebsjahr (September 2016 bis August 2017)

Kosten

Einnahmen

Defizit

Deckungsgrad

56.181,74 €

4.834,97 €

- 51.356,77 €

8,61 %

 

Das Betriebsergebnis der ersten beiden Jahre weist jeweils ein hohes Defizit aus. Leider ist auch vom ersten zum zweiten Betriebsjahr das Defizit um weitere ca. 4.000 Euro gestiegen und der Deckungsgrad um über 4 % gesunken.

 

Das jährliche Defizit ist mit 47.565 bzw. 51.346 Euro  zwar  geringer als das Defizit beim vorhergehenden Probebetrieb. Hier waren es jährlich ca. 60.000 Euro. Das hängt aber nicht unwesentlich damit zusammen, dass sich die RVO bei der zweiten (derzeitigen) Erprobungsphase bereit erklärt hat, die Zusatzfahrten an Dienstagen und Donnerstagen in der Schulzeit eigenwirtschaftlich zu bedienen. Bei der vorhergehenden Erprobung war das nicht der Fall. Bereits jetzt hat die RVO gesprächsweise mitgeteilt, dass sie diese Fahrten bei einer eventuellen Weiterführung der Linie künftig nicht mehr eigenwirtschaftlich anbieten kann, weil zu wenige Fahrgäste mitfahren. Das würde unweigerlich zu einer weiteren Erhöhung des Defizits führen.

 

Die Fahrgastzählungen in den ersten zwei Betriebsjahren haben ergeben, dass der vom Landkreis beauftragte Kleinbus am Tag von durchschnittlich 23,5 Personen genutzt wurde. Das bedeutet, dass bei täglich 12 Fahrten im Schnitt je Fahrt nur 1,95 Personen mitgefahren sind.

 

In Grafenaschau (Birkenallee und Seniorenheim) sind an den Zähltagen bei 6 Fahrten täglich insgesamt pro Tag entweder nur eine Person oder  maximal 11  Personen eingestiegen. Im Schnitt waren es 4,93 Personen pro Tag, bei täglich 6 Fahrten also weniger als eine Person pro Fahrt. Diese Betrachtung ist von besonderer Bedeutung, weil durch die Zusatzfahrten in erster Linie die Anbindung von Grafenaschau verbessert werden sollte. Es zeigt sich, dass in Grafenaschau nur wenige Personen die beauftragten Zusatzfahrten genutzt haben.

 

Zu beachten ist, dass die von der RVO eigenwirtschaftlich angebotenen Fahrten unabhängig von den durch den Landkreis bezahlten Zusatzfahrten durchgeführt werden. Nach derzeitigem Stand sind das an Schultagen von Grafenaschau Richtung Murnau in der Früh 2 Fahrten und am frühen Nachmittag 1 Fahrt. Von Murnau nach Grafenaschau sind es 2 Fahrten am frühen Nachmittag.

 

Nachdem der Probebetrieb Ende August 2018 ausläuft, muss im nächsten Sitzungszyklus von ULAS, KAS und Kreistag, also noch im ersten Quartal 2018, eine Entscheidung herbeigeführt werden, ob und gegebenenfalls wie ein Zusatzangebot auf der Linie 9621 fortgeführt werden soll.

 

Der Markt Murnau hat im Oktober 2017 eine weitere, nunmehr dritte Variante der Linienführung und Taktung für den Staffelseebus vorgelegt. Noch deutlicher als bisher würde damit der Ortsverkehr in Murnau gestärkt, und zwar durch mehr Haltestellen im Kernbereich von Murnau und durch die Verwirklichung eines 1-Stunden-Takts [kleine Schleife] innerhalb von Murnau; ein 2-Stunden-Takt [große Schleife] ist für die Anbindung von Grafenaschau geplant. Der Markt Murnau ist der Ansicht, dass durch eine solche und für jedermann verständliche Taktung sowie durch die Erschließung weiterer Bereiche innerhalb von Murnau das Angebot besser angenommen und damit tragfähiger würde.

 

Es liegt auch und gerade im Interesse des Marktes Murnau, für diese Variante nun möglichst schnell (spätestens vier Wochen vor der nächsten ULAS-Sitzung)   einen Fahrplan und vor allem eine prüffähige Kostenschätzung vorzulegen. Erst dann kann  sachgerecht darüber entschieden werden, ob der Ende August auslaufende Probebetrieb durch eine solche oder ähnliche Variante abgelöst werden sollte.

 

Unabhängig davon prüft die Verwaltung, ob ein bedarfsorientiertes Mindestangebot in Form eines kostengünstigeren Anruf-Linien-Taxis von Grafenaschau zum Bahnhof Grafenaschau (Westried) und umgekehrt (2,6 km) zu realisieren ist. Das würde dem tatsächlichen Bedarf von Grafenaschau eher entsprechen und stünde  im Einklang mit den Vorgaben des bestehenden Nahverkehrsplanes und den Leitlinien für die Nahverkehrsplanung in Bayern. Zwischen den Bahnhöfen Grafenaschau (Westried) und Murnau verkehrt der Zug nahezu im Stundentakt.

 Da der Vertrag im nächsten Jahr während der Dauer der Bayerischen Landesausstellung ausläuft, prüft die Verwaltung zusätzlich, ob eine kurzfristige Verlängerung des Vertrages (um 3 Monate) vergabe- und konzessionsrechtlich möglich wäre.