Sitzung: 24.11.2022 Umwelt- und Landwirtschaftsausschuss
Beschluss: Zur Kenntnis genommen
Vorlage: 42/007/2022
I.
Grund (Anlass) der Behandlung:
Der Energiebericht wurde erstmals im Jahr 2016 für
die kreiseigenen Liegenschaften erstellt und soll nun nach Anregung im Kreistag
in einem einjährigen Turnus aktualisiert werden. Darin werden die Energieverbräuche
für Strom und Heizenergie sowie der Wasserverbrauch aufgeführt.
Der Energiebericht ist die Grundlage für modernes
Gebäudemanagement, das die Liegenschaftsverwaltung in Abstimmung mit dem
Klimaschutzmanagement durchführt. Die vorgeschlagenen Maßnahmen aus den früheren
Energieberichten wurden und werden sukzessive umgesetzt und regelmäßig
fortgeschrieben. Zudem steht der Liegenschaftsverwaltung seit dem 01. Dezember
2020 ein Gebäudetechniker zur Verfügung, der die kreiseigenen Liegenschaften
auch hinsichtlich energetischer Optimierungspotentiale betrachtet.
Da coronabedingt die letzten beiden Jahre mit den
Vorgängerjahren nicht vergleichbar sind und die Liegenschaften derzeit auf ein
neues Gebäude-Management-Programm umstellen, sollen heuer keine Statistiken ausgewertet
werden, sondern eher qualitativ die Maßnahmen, die in den letzten Jahren
durchgeführt wurden beschrieben werden.
Herr Kreisbaumeister Zenger wird mit Herrn Viehrig,
dem Gebäudetechniker den aktuellen Energiebericht vorstellen.
II. Sachverhalt
1. Sachstandsbericht Gebäudemanagement (CAFM)
Im Jahr 2021 hatten
bereits Schulungen zum Thema CAFM-Implementierung & Anwendung im
öffentlichen Dienst stattgefunden. Im Anschluss daran wurden verschiedene
CAFM-Anbieter zur Unternehmens- und Softwarepräsentation ins Haus geladen. Die
neue Software kann seit September 2022 genutzt werden. Parallel dazu laufen
seit September 2022 auch die softwarespezifischen Modulschulungen.
1.1
Programminhalte
Das CAFM-System ist in
drei Teile untergliedert.
Das Basismodul ermöglicht
die Verwaltung von:
·
Flurstücken
·
Personen
Das Gebäudemanagement
ermöglicht die Verwaltung von:
·
Erstellen von Gebäudestrukturen bis auf
die Raum-Ebene
·
Anlegen von technischer
Gebäudeausrüstung
·
Hinterlegen von Zählern
·
Generieren eines Energieberichts
·
Erstellung von Begehungsplänen für
Bedienstete
·
Verwaltung von Aufträgen
·
Verwaltung von Störmeldungen
·
Erstellen von Instandhaltungsplänen
·
Vertragsverwaltung
Das Rechnungswesen
ermöglicht die Verwaltung von:
· Kostenauswertungen
aus allen Bereichen
· Rechnungswesen
via Schnittstelle zu OK.FIS
1.2
Aktueller
Stand
Derzeit finden im ein
bis zwei Wochenturnus Schulungen zu den einzelnen Modulen statt. So hat bisher
etwa die Hälfte der Schulungen stattgefunden. Da das CAFM-System eine Datenbank
darstellt, müssen viele Daten erst erhoben werden. In der Zeit dazwischen wird
der Datenbestand befüllt. Im aktuellen Pilotgebäude „Landratsamt“ wurden bisher
alle Gebäude, Stockwerke und Räume inklusive Flächenarten hinterlegt. Die
technischen Anlagen sind inklusive deren Wartungsfirmen, Terminen und
Prüffristen zu einem Teil bereits enthalten. Im nächsten Schritt werden mit den
Hausmeistern Begehungspläne erstellt und die Anwendung der WebApp spezifiziert.
So sollen die Hausmeister Störungen an Anlagen, Rundgänge, Zählerstandserhebungen
etc. direkt über die WebApp abarbeiten. Dies ermöglicht zum einen eine
lückenlose Dokumentation (Betreiberpflichten) und befüllt zum andern das System
mit notwendigen Daten wie Verbräuchen.
1.3
Ziel
Im CAFM-Programm können
alle nachfolgend vorgestellten Liegenschaften, die derzeit durch SG42 betreut
werden, implementiert werden.
Ziel ist es, dass alle
Amtsgebäude und Schulen hier hinterlegt werden. Aktuell werden die Daten der
Gebäude des Landratsamts in der Olympiastraße hinterlegt.
Mit Hilfe der WebApp
des CAFM-System werden viele Prozesse leichter gestaltet. So können
beispielsweise die Hausmeister mit Ihrem Handy die Zählerstände in den Gebäuden
direkt eingeben, sodass eine Dokumentation und Auswertung im CAFM-System
stattfindet. Dies ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Sobald der
Anlagenbestand hinreichend eingepflegt ist können auch spezifische Auswertungen
stattfinden oder die Datengrundlage für KEMS (Kommunales Energie Management
System) oder eine andere Schnittstelle generiert werden. Hier würde
beispielsweise die Wirksamkeit von Maßnahmen gut auswertbar sein.
2. Überblick über Energieversorgung und
Energieeinsparmaßnahmen
Die Liegenschaftsverwaltung bemüht sich kontinuierlich um eine
stetige Verbesserung des Energiestandards der landkreiseigenen Liegenschaften.
Dies wird am effektivsten im Rahmen von großen Sanierungsmaßnahmen erreicht.
Auf diesem Weg konnte in den letzten Jahren bereits sehr erfolgreich der
Energieverbrauch vieler großer Liegenschaften erheblich gesenkt werden
(Landratsamt, Realschule im Blauen Land, Instrumentenbauschule Mittenwald,
Berufliches Schulzentrum, Museum Werdenfels, Turnhalle Zugspitz-Realschule
etc.).
Weitere große Sanierungsmaßnahmen sind in der Umsetzung oder es
wird demnächst mit der Planung begonnen (Zugspitz-Realschule, Veterinäramt,
Werdenfels-Gymnasium etc.)
Sind keine großen Sanierungsmaßnahmen in den nächsten Jahren
geplant, werden an einzelnen Gebäuden auch effektive Dämmmaßnahmen (z.B.
Flachdachsanierung Förderschule Farchant) oder technische Ertüchtigungen (z.B.
Heizungspumpentausch, Erneuerung der Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung
etc.) vorgenommen.
Selbstverständlich werden die Möglichkeiten von
Energieeinsparmaßnahmen im Bestand laufend geprüft (so z.B. die Umrüstung auf
LED, die Reduzierung der Beleuchtungsdauer innen und außen, die Optimierung von
Heizungsanlagen). Sofern hier
entsprechende Fördermittel zur Verfügung stehen, werden diese entsprechend auch
genutzt (Bspw. BMU LED Förderung).
Auch
ist die Verwaltung schon frühzeitig im Sommer 2022 an die Schulen herangetreten,
um die Trinkwassererwärmungsanlagen bzw. die Heizung im Landratsamt oder dem
Schulverbund Staffelsee-Gymnasium / Realschule im Blauen Land abzuschalten. Es
wurde dadurch erheblich weniger Erdgas verbraucht.
Ebenfalls
findet am 24.11.2022 im Landratsamt Garmisch-Partenkirchen eine Hausmeister /
Haustechniker Schulung zur Schaffung eines Grundverständnisses der EnSikuMaV (Verordnung
zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen) statt.
Hier werden neben der Verordnung auch Themenschwerpunkte wie Gebäudeleittechnik
oder Gebäudemanagement betrachtet.
2.1
Landratsamt, Olympiastraße 10
Auf dem
Gebäude C ist seit dem Neubau eine PV-Anlage vorhanden.
Die
Primärwärmeenergieerzeugung findet derzeit durch Hackschnitzel statt. Zur
Deckung der Spitzenlasten wird die Gasheizung zugeschaltet. Die Nutzung von
Fernwärme ist vorgesehen.
Die Gebäude A, B & C entsprechen, bedingt durch Ihr
Baujahr bzw. Sanierungen, einem sehr guten energetischen Standard. Die sanierten
Gebäude A und B sind vollständig mit LED-Beleuchtung ausgestattet.
Zur
Optimierung der technischen Anlagen (Heizung /Lüftung) wird die Anschaffung
einer Gebäudeleittechnik derzeit geprüft.
2.2
Werdenfels-Gymnasium mit Ladenzeile
Bahnhofstraße
Es besteht eine PV-Anlage auf dem Dach der Sporthalle. Der
erzeugte Strom wird zu 100% eingespeist.
Derzeit werden Voruntersuchungen zur Generalsanierung
durchgeführt, diese beinhalten auch Prüfungen für einen zusätzlichen Ausbau mit
PV-Anlagen auf dem Dach des Fachklassentraktes und der Ladenzeile.
Die geplante
PV-Anlage auf der Ladenzeile Bahnhofstraße ist nicht nur wegen der anstehenden
Generalsanierung sondern auch aus Gründen von Lieferschwierigkeiten zurückgestellt
worden. Laut Auskunft der Fachfirmen werden derzeit Module überwiegend aus
China geliefert (lange Lieferzeiten und geringe Nachhaltigkeit), Mikrochips
kommen aus Taiwan, auch Wechselrichter für die Einspeisung in das Stromnetz
haben eine lange Lieferzeit).
In den
letzten Jahren haben der Austausch der Beleuchtung in der Turnhalle durch
energiesparende LED-Beleuchtung sowie der Austausch der veralteten, im Stromverbrauch
sehr intensiven Heizungspumpen durch energieeffiziente Pumpen stattgefunden.
Auch wurde die alte Gasheizung ausgebaut und es wurde auf Fernwärme umgestellt.
2.3
Berufsschulzentrum
Garmisch-Partenkirchen
Es ist eine neue PV-Anlage auf dem sanierten Bauteil A
vorhanden. Die Anlage mit einer Leistung von 9,9 kWp deckt die Grundlast der
Schule ab.
Im Zuge der Generalsanierung wurde vollständig LED
Beleuchtung im Gebäudeteil A verbaut. Für den Gebäudeteil B soll eine Umrüstung
auf LED in den nächsten Jahren unter Berücksichtigung von bestehenden
Förderungen (BMU) stattfinden. Eine Nutzung von Fernwärme findet seit 2017
statt.
Derzeit wird die veraltete zentrale Lüftung im Gebäude B
durch energieeffiziente Lüftungen ausgetauscht. Auch die Sanierung der
Heizungsunterverteilung im Gebäude B steht für 2023 an.
2.4
Zugspitz-Realschule
Die Zugspitz-Realschule befindet sich derzeit in
Generalsanierung.
Bei der Planung wird großer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt:
In Umsetzung eines Beschlusses des Schulausschusses vom
08.02.2022 soll eine PV-Anlage mit ca. 100 kWp (Grenze zur Direktvermarktung)
auf dem Dach installiert werden, vorwiegend zum Eigenverbrauch. Weitere
Dachflächen könnten an einen externen Investor verpachtet werden.
Die Schule soll zukünftig wieder über Fernwärme beheizt
werden.
Damit und durch Wärmedämmmaßnahmen erreicht die Schule einen
extrem niedrigen Primärenergieverbrauch (ca. 1/3 eines Referenzgebäudes).
Außerdem wird auf einen möglichst geringen Einsatz von grauer
Energie und die Recyclierbarkeit der verwendeten Baustoffe am Ende ihrer
Lebensdauer geachtet.
2.5
VHS Garmisch-Partenkirchen
Es
ist geplant die Beleuchtung sukzessive auf LED Technik umzustellen.
2.6
Christophorus-Schule und HPT Farchant
Installiert
ist eine PV-Anlage
mit einer Leistung von 64 kWp auf dem Dach der Tagesstätte, der Ertrag deckt
vorwiegend den Verbrauch für die Christophorusschule und wird in geringem
Umfang eingespeist (2021 11%).
Die Heiztechnik der Christophorusschule
funktioniert über eine Wärmepumpe.
Aufgrund der hohen Reparaturanfälligkeit und dem
Alter der gesamten Anlagen ist die Erneuerung der Wärmepumpe in Planung (drei
Wärmepumpen in Kaskadenschaltung, unterstützt durch Solarthermie und Gasbrenner
als Redundanzheizung). Es werden wieder beide Gebäude kombiniert betrachtet.
In der HPT Farchant wurde 2020/21 die gesamte
Flurbeleuchtung saniert und auf LED umgestellt.
2.7
Staffelsee-Gymnasium
Hier gibt es eine bestehende PV-Anlage auf dem
Erweiterungsbau von 2001 (Einspeisung 100%), Nachverdichtungspotenzial wäre
vorhanden.
Die
Hackschnitzelheizung versorgt im Wärmeverbund auch Realschule im Blauen Land und Mittelschule Murnau. Eine
Erneuerung der Anlage ist mittelfristig notwendig, eventuell in Kooperation mit
den Gemeindewerken Murnau.
Außerdem ist
eine Solarthermie-Anlage für die Schwachlast (Warmwasser im Sommer) vorhanden.
Die sommerliche Wärmeversorgung soll 2023 im Zuge eines Ausbaues der
Gebäudeleittechnik weiter optimiert werden.
2.8
Realschule im Blauen Land, Murnau
Hier ist eine PV-Anlage auf dem 1. BA installiert,
Nachverdichtungspotenzial auf dem 2. BA wäre noch
vorhanden. Wärmeverbund mit Gymnasium und Mittelschule (s.o.).
Es wird derzeit die Gebäudeleittechnik ausgebaut
um unteranderem den Energieverbrauch weiter optimieren zu können.
2.9
Schnitzschule Oberammergau
Ein Austausch der gesamten Beleuchtung durch
LED-Leuchten ist für 2023 geplant.
Ein Fernwärmenetz befindet sich momentan in
Oberammergau in Vorplanung. Sobald dieses umgesetzt wird, könnte die Ölheizung
ausgebaut und das Gebäude an die Fernwärme angeschlossen werden.
2.10 Instrumentenbauschule Mittenwald
Im Bereich Konzertsaal ist nach Dachsanierung (Erneuerung des
Dachstuhls) eine PV-Anlage
in Planung.
Im Holzlagergebäude wurde die Beleuchtung 2021
erneuert und auf LED umgestellt.
2.11 Veterinäramt und Schlachthof
Das Veterinäramt Befindet sich derzeit im Bau. Es wird eine
PV-Anlage auf dem Nebengebäude geplant.
Die Umstellung auf Fernwärme ist in Planung.
2.12 Museum Werdenfels
Im Zuge der
geförderten Maßnahme zur energetischen Sanierung wurde der Anbau / Neubau
wärmegedämmt. In den sanierten Bereichen wurde LED-Beleuchtungstechnik verbaut.
2.13 Gesundheitsamt Partnachstraße 26
Hier wird
derzeit ein Neubau geplant.
2.14 St.-Josef-Heim Blumenstraße 1
Das Gebäude wurde
erst im Jahr 2021 übernommen.
Derzeit
finden nur Interimsnutzungen statt, daher sind keine Maßnahmen geplant. Die
Beleuchtung der Büros wurde im Zuge der Vorplanung zum G7 Gipfel mit LED
ausgestattet.
2.15 Haus Johannis, Martinswinkelstraße 11
Neubau langfristig
geplant, derzeit keine Maßnahmen vorgesehen.
3. Fazit
Regelmäßig werden die Liegenschaften und die
Anlagentechnik von der Liegenschaftsverwaltung zusammen mit den Haustechnikern
besichtigt, Mängel beseitigt und Verbesserungsmaßnahmen durchgeführt.
Vorrang haben hier immer der Brandschutz und
weitere Sicherheitsaspekte aus den Betreiberpflichten. Hierbei wird die
Nachhaltigkeit der Gebäude aber keineswegs vernachlässigt. Dies betrifft nicht
nur Gebäude sondern auch Anlagen. Diese Anlagen werden stets gewartet, geprüft
und entsprechend instandgesetzt oder verbessert. Sobald bei einzelnen
Anlagenkomponenten der Reparaturbedarf steigt oder diese altersbedingt nicht
mehr instandgesetzt werden können (fehlende Ersatzteile) wird immer eine
nachhaltige Planung in Betracht gezogen.
Einzelne kleinere Liegenschaften, die sich derzeit
in einem eher schlechten energetischen Zustand befinden, könnten zwar mit
entsprechenden Maßnahmen teilweise aus energetischer Sicht verbessert werden.
Bei einer ganzheitlichen Betrachtung von Ressourceneinsatz und ökonomischen
Belangen wäre dies jedoch nicht immer zielführend, sei es aufgrund anstehender
Sanierungen oder durch andere Maßnahmen, welche eine Einzelsanierung obsolet
machen würden.