Beschluss: Zur Kenntnis genommen

I. Grund (Anlass) der Behandlung

Die ÖDP- Fraktion im Kreistag hat im Jahr 2015 einen Antrag zu einem Maßnahmeplan zur Umsetzung der Klimaschutzziele mit Schwerpunkt auf die kreiseigenen Liegenschaften gestellt.

 

In seiner Sitzung am 29.07.2015 hat der Kreistag den Antrag beraten und folgenden Beschluss gefasst:

 

1.  Die Verwaltung wird beauftragt, nach Schaffung der dazu notwendigen Organisationsstruktur zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu ermitteln, wie sich der Energieverbrauch in den vom Landkreis bewirtschafteten Liegenschaften zusammensetzt (Energiebericht). Der Energiebericht soll die Energieverbräuche und -kosten in sinnvoller Verbrauchergruppierung darstellen, kann sich an dem Energiebericht des Landkreises Weilheim-Schongau orientieren und soll möglichst im Zweijahresrhythmus aktualisiert werden.

 

2.  Die Verwaltung wird darüber hinaus beauftragt – ausgehend von der Analyse in Ziffer 1 – einen Maßnahmenplan zu erstellen, um Energieeinsparungen in den kreiseigenen Liegenschaften zu erreichen. Die Verwaltung informiert die Kreisräte in geeigneter Form (z.B. per E-mail oder in einer Kreistagssitzung) mindestens einmal im Jahr über die Fortschreibung des Maßnahmeplans und die durchgeführten Maßnahmen.

 

Herr Kreisbaumeister Zenger wird zum aktuellen Stand der Umsetzung des Beschlusses berichten.

 

 

II. Sach- und Rechtslage

 

 

1. Organisationsstruktur

 

Um den oben genannten Antrag in die Praxis umsetzen zu können, war es zunächst erforderlich, die bestehende Organisationsstruktur für kreiseigene Liegenschaften zu ändern. Bis Ende 2015 waren die technische Liegenschaftsverwaltung und die kaufmännische Liegenschaftsverwaltung getrennt in verschiedenen Abteilungen organisiert. Seit 01.01.2016 ist die gesamte technische und verwaltungsmäßige Betreuung der kreiseigenen Liegenschaften in einem, der technischen Bauabteilung zugehörenden eigenen Sachgebiet "Hochbau und Gebäudewirtschaft" organisiert.

 

Diese Synergieeffekte werden nun dazu genutzt, notwendige Datenerhebungen (z.B. Heizkosten-, Wasser- oder Stromabrechnungen) mit den Gebäudekennzahlen zu verknüpfen und Auswertungen zu vereinfachen. Anfang dieses Jahres wurden erste Kontakte mit Dienstleistern geknüpft, die mittels einer Softwareunterstützung die Verbrauchsdaten von Gebäuden auswerten und vergleichbar machen.

 

 

2. Datenerhebung und Analyse

 

Die Energie Südbayern GmbH und die Thüga Energieeffizienz GmbH bot dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen eine kompakte und günstige Lösung an, auf die ein zukünftiger Energiebericht und Maßnahmenplan aufbauen kann.

 

Mit KEMS, dem „Kommunalen Energiedaten Monitoring System“ können die kommunalen Brennstoff- und Stromverbräuche sowie der Wasserbedarf zielgerichtet erfasst und analysiert werden. Dabei handelt es sich um eine Softwarelösung, mit deren Hilfe Energieverbräuche einzelner Liegenschaften erhoben, dargestellt und verglichen werden können.

 

Als Ergebnis erhält der Landkreis ein genaues Bild von der Verbrauchsstruktur seiner Liegenschaften und erfährt, wo die einzelne Liegenschaft mit ihrem Energieverbrauch steht. Dank dieser Einordnung ist es möglich, eine Rangliste für energetische Maßnahmen aufzustellen, denn KEMS deckt die Energiedefizite der Liegenschaften auf und zeigt die tatsächlich existierenden Einsparpotenziale.

 

 

 

 

3. Projektdurchführung

 

Zunächst muss eine Auswahl der zu untersuchenden Liegenschaften getroffen werden. Für diese Liegenschaften wurden für die letzten 6 Jahre ab 2009 die Verbrauchsdaten für Heizenergie, Stromverbrauch und Wasserverbrauch ermittelt. Parallel dazu sind auch die zugehörigen Gebäudedaten wie z.B. Bruttogrundflächen, Schüler, usw. erhoben worden.

 

Diese Daten werden analysiert und in Tabellen oder Diagrammen dargestellt, die verschiedene Lastgänge und Verbrauchswerte zeigen. Zur Einordnung wichtig sind die Vergleichsdaten, also die durchschnittlichen Energieverbräuche aller in Deutschland erfassten Gebäude dieser Kategorie. Um regionale Unterschiede auszuschließen sind die Verbrauchsdaten klima- und witterungsbereinigt.

 

Ergebnis der Auswertung kann eine Auflistung der Einsparpotenziale und eine Prioritätenliste möglicher Maßnahmen sein.

 

Die ständige Fortschreibung der Verbrauchsdaten ermöglicht ein Monitoring, das die Effizienz von umgesetzten Maßnahmen überwacht.

 

 

4. Analyse der kreiseigenen Liegenschaften

 

Im ersten Schritt wurde eine Auswahl der 10 größten kreiseigenen Liegenschaften getroffen. Darunter fallen:

-       Landratsamt Garmisch Partenkirchen

-       Staffelsee-Gymnasium Murnau a.Staffelsee

-       Werdenfels-Gymnasium Garmisch-Partenkirchen

-       Berufsschule Garmisch-Partenkirchen

-       Zugspitz-Realschule Garmisch-Partenkirchen

-       Realschule im Blauen Land Murnau a. Staffelsee

-       Musikinstrumentenbauschule Mittenwald

-       Schnitzschule Oberammergau

-       Förderschule (Christophorusschule) Farchant

-       Volkshochschule Garmisch-Partenkirchen

 

Hinsichtlich des Heizenergiebedarfs ist von 2010 bis 2015 eine leichte Stagnation festzustellen. Auffällig ist, dass das Werdenfels-Gymnasium fast ein Viertel der gesamten Heizenergie der untersuchten 10 Liegenschaften verbraucht.

 

Der Stromverbrauch ist tendenziell steigend. Gerade in den Schulen gibt es z.B. Lüftungsanlagen als „Stromfresser“.

 

Betrachtet man den Verbrauch in kW/h, so ist die Heizenergie mit 80% und der Stromverbrauch mit 20% am Gesamtverbrauch beteiligt. Hinsichtlich der CO2- Emissionen ist die Heizenergie nur mit 60%, der Stromverbrauch aber mit 40% beteiligt.

 

 

5. Einzelergebnisse

 

Hinsichtlich der Einzelanalysen der untersuchten Liegenschaften des Landkreises fallen verschiedene Ausreißer auf:

 

Die Förderschule in Farchant als auch die Berufsschule Garmisch-Partenkirchen liegen sowohl im Stromverbrauch als auch im Heizenergieverbrauch über dem Durchschnitt. Das Staffelsee-Gymnasium, das Werdenfels-Gymnasium und die Zugspitz-Realschule , haben zwar einen relativ guten Heizwert, jedoch einen hohen Stromverbrauch. Die Realschule im Blauen Land liegt wie erwartet als Neubau in jeder Hinsicht im positiven Bereich.

 

Das Landratsamt liegt bei Heizenergie und Wasser besser als der Durchschnitt vergleichbarer Gebäude, hinsichtlich Stromverbrauch gibt es Einsparpotenziale, empfohlen wird z.B. eine vollständige Umstellung auf LED-Beleuchtung.

 

Im Staffelsee-Gymnasium, Werdenfels-Gymnasium und in der Zugspitz-Realschule sollte der Stromverbrauch gesenkt werden z.B. durch Umrüstung auf LED-Beleuchtung und Optimierung der Lüftungstechnik und Heizkreispumpen.

 

Bei der Berufsschule steht im Altbau der Generalsanierung für 2018 an. Hier sind durch Verbesserung der Wärmedämmung, Erneuerung der Wärmeerzeugung und Optimierung von Lüftungs- und Beleuchtungstechnik große Einsparpotenziale möglich.

 

In der Geigenbauschule liegt der Stromverbrauch leicht über dem Modalwert aller vergleichbaren Schulen. Es besteht jedoch kein konkreter Handlungsbedarf.

 

Die Schnitzschule Oberammergau liegt im Durchschnitt, beim Stromverbrauch unter dem Durchschnitt, es besteht kein akuter Handlungsbedarf.

 

In der Förderschule Farchant sollte vor allem der seit Jahren steigende Stromverbrauch beobachtet werden. Handlungsbedarf besteht hinsichtlich Verbesserung der Schwimmbadtechnik und Warmwasserbereitung, Erneuerung der Lüftungstechnik und Überprüfung von Verschleißteilen der technischen Anlagen.

 

6. weitere Vorgehensweise

 

Zunächst ist geplant, die in der Einzelanalyse vorgeschlagenen Maßnahmen und Einsparpotenziale auf das Kosten – Nutzen – Verhältnis zu prüfen. Anschließend soll eine Prioritätenliste aufgestellt werden, die nacheinander abgearbeitet werden soll aber auch baualtersgemäß erforderliche Sanierungs- und Erneuerungsmaßnahmen berücksichtigt.