Beschluss: Zur Kenntnis genommen

Umwelt- und Landwirtschaftsausschuss: Anfrage Kreisrat Korbinian Freier „Neophyten und Intensivierung/Extensivierung der Landwirtschaft“

 

 

1) Welche Strategie verfolgt der Landkreis beim Umgang mit invasiven Pflanzenarten wie dem Himalaya-Springkraut und dem Japanischen Pestwurz?

 

Neophyten sind Pflanzenarten, die durch den Menschen in ein fremdes Ökosystem gebracht werden. Manche haben die Eigenschaft und Fähigkeit, sich dort massiv auszubreiten. Das Phänomen tritt weltweit auf und ist z. B. in Nordamerika, Australien oder Neuseeland noch ungleich gravierender als in Europa.

Niemand war und ist in der Lage, die Ausbreitung besonders ausbreitungsstarker Arten wie z. B. Riesenbärenklau, Drüsiges Springkraut, Japanischer Staudenknöterich, Goldrute oder Wasserpest flächendeckend zu unterbinden. Die Untere Naturschutzbehörde am LRA verfolgt deshalb die Strategie, wenigstens wertvolle Schutzgebiete möglichst von solchen Arten frei zu halten. Generell ist eine Bekämpfung in Fluss- oder Bachbereichen von oben nach unten zweckmäßig, da sonst die Gefahr des wiederholten Eintrages von Pflanzenteilen oder Samen besteht. Eine besonders bewährte Bekämpfungsmethode ist die Einführung bzw. Fortführung einer regelmäßigen Bewirtschaftung, da die meisten genannten Arten von nutzungsfreien Strukturen profitieren.

 

2) Wie setzt der Landkreis diese Strategie auf kreiseigenen Liegenschaften um?

 

Vorteil bei kreiseigenen Grundstücken ist die unmittelbare Umsetzung von Maßnahmen. Auf allen anderen Grundstücken muss im Vorfeld von Maßnahme der jeweilige Grundstückseigentümer um Zustimmung gebeten werden. Maßnahmen können die Änderung oder Ausweitung einer regelmäßigen Nutzung sein, aber auch händische punktuelle Maßnahmen durch Beauftragte oder eigenes Personal.

 

 

 

3) Wie fördert oder koordiniert der Landkreis die Eindämmung von invasiven Arten durch die Gemeinden, Unternehmen (z.B. Kiesgrubenbesitzer) im Landkreis? Erfolgt eine Abstimmung, insbesondere im Naturpark Ammergauer Alpen und in Naturschutzgebieten, mit der Deutschen Bahn, den Staatsforsten und dem Straßenbauamt?

 

Gemeinden wurden in einzelnen Fällen Neophytenvorkommen im Ortsbereich mitgeteilt und sie wurden gebeten, die Bekämpfungsmaßnahmen zu übernehmen. In Einzelfällen wurden mit Privatpersonen Ortstermine vereinbart und Bekämpfungsmöglichkeiten besprochen, z. T. auch finanziert. Mit dem Naturpark Ammergauer Alpen fand kürzlich ein Abstimmungsgespräch zu diesem Thema statt. Der Unteren Naturschutzbehörde ist nicht bekannt geworden, dass die Deutschen Bahn, die Bayerischen Staatsforsten oder das Straßenbauamt bislang Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt haben. Deshalb erfolgte mit diesen Stellen bislang keine Abstimmung. Die bislang durch die UNB veranlassten Bekämpfungsmaßnahmen fanden schwerpunktmäßig in Naturschutzgebieten statt.

 

 

 

4) Welcher Trend liegt im Landkreis zur Nutzung landwirtschaftlicher Flächen vor? War die Intensität der Flächennutzung in den vergangenen Jahren gleichbleibend, kam es zu Extensivierungen oder zu Intensivierungen (Bitte nach Möglichkeit mit Angabe der jeweiligen Flächengrößen)?

 

Die landwirtschaftlichen Nutzungen im Landkreis GAP unterliegen den typischen Trends im Alpenvorland und im Alpengebiet, es gibt aber auch deutliche Abweichungen. Generell ist vorauszuschicken, dass die Einzelbetriebe im Landkreis relativ klein sind und vergleichsweise extensiv und traditionell wirtschaften. 77 % der Betriebe arbeiten im Nebenerwerb, ein extrem hoher Wert. Auf der anderen Seite gibt es eine weitere Besonderheit, nämlich mehrere Rechtlergemeinschaften mit ungewöhnlich großen Bewirtschaftungsbereichen in Heimweiden und Almgebieten. Im Folgenden werden die Trends für die verschiedenen Nutzungstypen beschrieben:

 

Almen

Zwar ist im Landkreis seit Jahrzehnten keine Alm mehr aufgelassen worden, die Fläche der Lichtweiden nimmt aber seit langem laufend ab und beträgt nur noch 2.400 ha. Auch die Fläche der Waldweiden ist stark rückläufig, noch verstärkt durch forstliche Bemühungen. Die Nutzungsintensität auf den Lichtweiden ist nach unserer Einschätzung ungefähr stabil oder leicht abnehmend, die Waldweide ist rückläufig, so dass sich lichte Wälder vielerorts in zunehmend geschlossene, dunkle Waldbestände verwandeln. Den Almbauern ist diese Tatsache bewusst und es wird versucht dem negativen Trend bestmöglich entgegenzuwirken.

 

Heimweiden, Gemeinschaftsweiden im Tal

Derartige Gemeinschaftsweiden liegen meist entlang der Flüsse und an den Unterhängen der Berge in ortsnaher Lage, -vor allem im Werdenfelser Land- und sind meist von besonderem landschaftlichen Reiz (z. B. Föhrenheide, Obere Loisach, Obere Isar). In Zusammenarbeit mit der Naturschutzverwaltung und teilweise auch der Forstverwaltung konnten in den vergangenen Jahren erhebliche Flächen wieder für das Weidevieh nutzbar gemacht werden und historische Landschaftsbilder wiederhergestellt werden. Trotz einer gewissen (notwendigen) „Intensivierung“ der Nutzung von Heimweiden sind solche Flächen als äußerst extensiv genutzte Landwirtschaftsflächen zu betrachten. Etwa 500 Hektar gibt es davon noch.

 

Bergwiesen / Buckelwiesen

Der drastische Rückgang dieser Flächennutzung und die Umwandlung in Viehweiden konnte in den 1980er und 1990er Jahren gebremst werden. Mit ursächlich war die Einführung des Vertragsnaturschutzes und ein deutlicher Bewusstseinswandel bei den Bewirtschaftern. Das „Wiesmahd“ gehört zu den Markenzeichen des Werdenfelser Landes und des Ammertales. Wiesmahd gehört trotz der damit verbundenen intensiven Handarbeit zu den extensivsten Landnutzungsformen. Etwa 1.000 Hektar Bergwiesen und andere gemähte Magerrasen gibt es zur Zeit noch im Landkreis.

 

Private Viehweiden / Jungviehweiden

Die Gesamtfläche dürfte seit längerem mehr oder weniger stabil sein. Infolge des inzwischen üblichen Verzichtes auf Düngung solcher meist steilen oder abgelegenen Flächen kann von einer gewissen Extensivierung ausgegangen werden.

 

Streuwiesen, Feuchtgrünland

Durch die gemeinsamen Bemühungen des amtlichen Naturschutzes, des Landkreises und vieler Landwirte konnten eine erhebliche Wiederausdehnung der Nutzung von Feucht- und Streuwiesen erreicht werden. Innerhalb von etwa 3 Jahrzehnten konnte die Hektarzahl von wenigen hundert auf etwa 2.500 erhöht werden. Man könnte wieder von einer „intensiven Streuwiesennutzung“ sprechen, wobei der eine Schnitt im Herbst oder Winter zweifellos für eine äußerst extensive Nutzungsform spricht.

 

Wirtschaftsgrünland

Das Wirtschaftsgrünland in ebener oder hügeliger Lage der Talböden und des Alpenvorlandes wird heute überwiegend intensiver genutzt, als in früheren Jahrzehnten. Die ehemals blütenreichen Zwei-Schnitt-Wiesen sind mit Ausnahme einiger Bereiche des Oberen Loisachtales und Isartales Großteils verloren gegangen. Heute sind 3 bis 4 Schnitte auch im Landkreis die Regel, was aber in anderen Voralpenlandkreisen mit 4 bis 7 Schnitten deutlich übertroffen wird. Dies liegt nicht nur an einem höheren Düngereinsatz, an schlagkräftigerer moderner Technik, dem Trend zur Silage und zur Schwemmentmistung, sondern auch an der Erwärmung der Atmosphäre, die zur Nährstoff-Freisetzung und zu stärkerem und längerem Wachstum führt. Die Gesamtfläche der Wirtschaftswiesen dürfte infolge einer ständigen Beanspruchung für Infrastrukturmaßnahmen und Bebauung langfristig leicht abnehmen, obwohl dies in den Statistiken bislang nicht aufscheint. Mähwiesen (ohne Streuwiesen) gibt es im Landkreis zur Zeit etwa 13.000 Hektar.

 

Ackerland

Die ackerbauliche Nutzung (v. a. Maisanbau) war in den letzten Jahren leicht in Zunahme begriffen, erreicht aber längst nicht Werte, wie in benachbarten Landkreisen. Wegen des Verbotes des Grünlandumbruches dürfte in nächster Zeit kein bedeutender Zuwachs zu erwarten sein. Derzeit etwa 150 Hektar Ackerland im Landkreis.

 

 

Generelle Betrachtung

Generell lässt sich beobachten, dass der Trend auf gut maschinell bewirtschaftbaren und fruchtbaren Flächen zu mehr Intensität geht, insbesondere im Alpenvorland und den Talböden der Alpentäler. Auf schwerer zu bewirtschaftenden steinigen, steilen, abgelegenen oder nassen Standorten geht der Trend zu extensiven Nutzungen oder sogar zur Nutzungsaufgabe mit der Folge einer Verbuschung und Verwaldung. Entgegen der forstlichen Statistiken ist seit langen Jahren eine stetige Waldzunahme im Landkreis zu verzeichnen, da in den Statistiken nur die genehmigten Rodungen und Aufforstungen gegenüberstellt werden. Dieser Trend ist typisch für den Alpenraum.

Im Vergleich mit den anderen Alpenlandkreisen liegt das Intensitätsniveau der Flächennutzung und Viehhaltung im Kreis GAP deutlich niedriger. Die andernorts festzustellende Düngerverwehung und Grundwasserbeeinflussung ist hier noch weniger zu beobachten, als andernorts, was sich günstig auf die heimische Flora und als Hemmnis für Neophyten erweist.

Der Landkreis beherbergt eine ungewöhnliche Fülle artenreichen, extensiv genutzten Grünlandes. Einschließlich der Almen, Heimweiden, Bergwiesen und Streuwiesen beträgt der Anteil am gesamten Grünland etwa 40 %, ein Wert der sonst in Bayern oder in den Nachbarlandkreisen bei Weitem nicht erreicht werden dürfte.