Sitzung: 25.06.2020 Umwelt- und Landwirtschaftsausschuss
Beschluss: Zur Kenntnis genommen
Vorlage: 42/006/2020
I. Grund und Anlass der
Behandlung
Mit
Beschluss vom 03.09.2019 hat der Kreistag das Klimaschutz- und Mobilitätsmanagement
des Landkreises beauftragt, sich mit dem Projektantrag „InnoMobGaPa“ beim
Bundesministerium für Bildung und Forschung zu bewerben. Das zweistufige
Bewerbungsverfahren wurde erfolgreich durchlaufen und so erhielt der Landkreis
am 23.12.2019 einen positiven Förderbescheid.
Bereits
zum 01.01.2020 konnten wir Frau Dr.
Elisabeth Zeitler für die Stelle gewinnen, die seitdem das Projekt für den
Landkreis betreut und umsetzt. Mittlerweile ist das Projekt bei allen
Beteiligten und in der Landkreisverwaltung etabliert.
Frau
Dr. Zeitler wird einen kurzen Überblick über das Projekt, dessen Ziele und die
nächsten Schritte präsentieren.
II. Sachstand
Im
Rahmen des Förderaufrufs „MobilitätsWerkStadt2025“ des Bundesministeriums für
Bildung und Forschung hat der Landkreis die Projektskizze „Innovatives und nachhaltiges Mobilitätskonzept im Landkreis Garmisch-Partenkirchen
für mehr Lebensqualität aller Bevölkerungsgruppen - ein Forschungsprojekt im
Spannungsfeld von Tourismus und sozialer Teilhabe“ (InnoMobGaPa) erfolgreich eingereicht.
Das
Projekt umfasst eine zu 100% geförderte Stelle mit 30 Wochenstunden für das
Mobilitätsmanagement und eine wissenschaftliche Begleitung durch das Fraunhofer
Institut - Zweigstelle Markt Garmisch-Partenkirchen. Das Projekt mit einer
Laufzeit von 12 Monaten startete am 01.01.2020. Aufgrund der erschwerten
Bedingungen durch die Corona-Krise, in der keine Befragungen stattfinden konnten,
wurde ein Antrag zur Verlängerung des Förderzeitraums bis voraussichtlich
31.03.2021 gestellt. Die Frist zur Beantragung der zweiten Projektphase wurde
vom Projektträger auf den 01.12.2020 verschoben.
Das
Mobilitätsmanagement versteht sich als Schnittstelle aller Mobilitätsthemen
über den ÖPNV hinaus.
Das
Projekt wird weiterhin unterstützt durch:
- Zugspitz Region GmbH,
- Energie Südbayern,
- Fraunhofer Institut,
- Regionalverkehr
Oberbayern GmbH,
- Kompetenzzentrum Sport
Gesundheit Technologie GmbH,
- Europäische
Metropolregion München e.V.
weitere
Kooperationen und Zusammenarbeit:
- Enge Abstimmung bei
der Erstellung des Nahverkehrsplans
- Modellregion im
Projekt „LandMobile – unterwegs in
Ländlichen Räumen“ (green city
experience, Landkreis Passau, Landkreis Fürth)
- Kooperationspartner im
Projekt „RadAktiv“ (LMU
München)
- Enge Abstimmung bei
der „MVV-Erweiterungsstudie“
- Kooperation mit der
Zugspitz-Region GmbH „Stadtradeln
2020“
- Kooperation mit der
Zugspitz-Region GmbH „Wander-e-Auto“
(Streetscooter)
Ausgangssituation und
Forschungsfragen
Um
den kommenden Herausforderungen und kommunalen Mobilitätsaspekten im Landkreis
Garmisch-Partenkirchen zu begegnen wird ein innovatives Mobilitätskonzept erarbeitet. Die Integration neuer
Technologien und Mobilitätsdienstleistungen in bestehende Angebote soll den
Bedarfen verschiedenster und insbesondere benachteiligter Bevölkerungsgruppen
gerecht werden und somit den ÖPNV attraktiver gestalten. Dazu werden im Rahmen
des Projektvorhabens die grundlegenden Nutzer- und Bürgerbedarfe erhoben und in
die Konzeption eingebracht. Folgende Forschungsfragen sollen dabei im Rahmen
des gesamten Projektes adressiert werden:
- Wie können Mobilitätsangebote
für alle Bevölkerungsgruppen
zugänglich gemacht werden? Dies gilt insbesondere für Senioren,
Jugendliche und Asylbewerber im Landkreis.
- Wie lässt sich der motorisierte Individualverkehr
(MIV), verursacht durch Alltags-, Transit- und Tourismusverkehr
reduzieren?
- Wie sieht eine
geeignete Konzeption für effiziente
und ressourcenschonende Flächennutzung
auf Basis der bestehenden Infrastrukturen unter Berücksichtigung des
bestehenden Flächendrucks im Landkreis?
- Welche neuen und innovativen Technologien
und Lösungsansätze eignen sich um die spezifischen gesellschaftlichen und
individuellen Anforderungen im Landkreis zu begegnen, z.B. digitale
Angebote im ländlich-alpinen Gebiet oder On-Demand-Services?
- Mit welchen Kommunikations- und Partizipationsformaten
können die unterschiedlichen Akteursgruppen zur Beteiligung und
Aktivierung gewonnen werden?
- Wie lassen sich die
entwickelten Mobilitätskonzepte und Mobilitätsdienstleistungen sowohl
innerhalb der Landkreis-Kommunen wie auch in weitere Transferkommunen
überführen?
Für
den Landkreis Garmisch-Partenkirchen wurden folgende Mobilitätsbedarfe
definiert:
- Die Reduzierung des hohen PKW-Aufkommens insbesondere
an Transitstrecken
- Die Schaffung von bedarfsorientierten Angeboten für
immobile Bevölkerungsgruppen
- Die Integration des Tourismus durch öffentliche An-
und Abreise sowie Angebote zur barrierefreien Mobilität in der gesamten
Urlaubsregion
- Die Integration innovativer Mobilitätslösungen in
bestehende Angebote
- Schaffung von Flexibilität und Mitbestimmung bei
der Routen- bzw.
Linienwahl sowie bei der Taktung - Die Durchlässigkeit für Verbundlösungen und
einheitliches Ticketing
Projektansatz
und Vorgehensweise
Die
Grundlage für die Entwicklung eines nachhaltigen Mobilitätsprojektes bildet die
Auswertung von vorhandenen Daten und die Einbindung von Bürger*innen und
Akteur*innen aus dem Landkreis.
- Hierzu wird eine landkreisweite Arbeitnehmer*innen Befragung
ausgerollt, welche die Arbeitsmobilität und ihre Rahmenbedingungen
untersucht.
- Eine Video-Challenge wurde gestartet um die Ideen der Kinder- und
Jugendlichen zu erfassen.
- Bedürfnisse und Mobilitätsideen von Senioren und Migranten werden
über Experteninterviews aufgenommen.
- Eine Delphi-Studie, die in 3 Runden aufgesetzt ist, liefert
konkrete, evaluierte Projektideen. In Abstimmung mit einem Konsortium aus
Mobilitätsakteuren wird daraus ein umsetzungsfähiges Mobilitätskonzept
entwickelt.
- In der 2. Projektphase des Förderprojektes „MobilitätsWerkStadt
2025“ sollen die Projektideen dann im „Real-Labor“ getestet werden.
weitere
Tätigkeitsbereiche:
- Landkreisweite CO2-Bilanz und
Fortschreibung im Verkehrsbereich
- Unterstützung und Beratung der Gemeinden im Landkreis
hinsichtlich
regionaler Initiativen im Bereich Mobilität, Radverkehr, car- und bike-sharing, Ladesäulen und Ladeinfrastruktur - Vorbereitung der
„InnoMobGaPa“-Anschlussförderung
Ziele und zu erwartende
Ergebnisse
Ziel
dieses Forschungs- und Innovationsprojektes ist es herauszuarbeiten, welche
Mobilitätsinnovationen dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen zu einer
Verbesserung der Mobilitätsangebote führen könnten, um darauf ein konkretes Konzept für die Umsetzung zu
entwickeln.
Die
Zusammensetzung des Projektteams aus kommunaler Verwaltung (Landratsamt
Garmisch-Partenkirchen) und die wissenschaftliche Begleitung durch das
Fraunhofer IAO Garmisch eröffnet die Chance, Mobilität für den Landkreis neu zu
beleuchten und zu entwickeln. Ausgewählte Strategien, Projekte und Maßnahmen
werden erprobt und sollen eine nachhaltige Veränderung der Mobilität im
Landkreis in Gang setzen.