Beschluss: Zur Kenntnis genommen

Vorbemerkung

 

Das Berufliche Schulzentrum in Garmisch-Partenkirchen vereint die staatliche Berufsschule, die staatliche Wirtschaftsschule und die Berufsfachschule für kaufmännische Assistenten des Landkreises Garmisch-Partenkirchen. Die Schule wurde an diesem Standort 1972 eröffnet und 1989 umfangreich erweitert.

 

Um den unverändert wachsenden Schülerzahlen begegnen zu können, ist geplant, den Altbau leicht umzustrukturieren, für zusätzliche Unterrichtsräume teilweise aufzustocken und im Erdgeschoss eine kleine Mensa einzubauen.

 

Um für diese Bauaufgaben ein Architekturbüro zu finden, das der schwierigen Situation, eine gute gestalterische Lösung zu finden und gleichzeitig gute Ergebnisse zur energetischen Sanierung zu erreichen, gerecht wird, wurde ein Architektenwettbewerb ausgelobt, der in der Sitzung des Schulausschusses vom 03.02.2016 beschlossen wurde.

 

Dass der Architektenwertbewerb gute Ergebnisse lieferte und ein voller Erfolg war, wird Ihnen Herr Kreisbaumeister Zenger näher erläutern:

 

Architektur des Bestandsbaus und Planungen

 

Der Altbau aus den frühen 1970er Jahren ist als zwei- bis dreigeschossiger Flachdachbau ausgelegt. Das Umbaukonzept sieht die Aufstockung des kompletten derzeit zweigeschossigen nordwestlichen Bauteils in Leichtbauweise zur Erweiterung der Abteilung Gastronomie vor. Außerdem soll die Aula im Südosten des Erdgeschosses zu einer Mensa erweitert werden. Hierfür steht der Bereich der vorhandenen Arkaden und auf dem über die jetzige Fassadenebene hinausgehenden Technikkeller zur Verfügung.

 

Die ungedämmte Konstruktion befindet sich weitgehend im ursprünglichen Zustand mit bauzeittypischen Mängeln. Der Bestand ist massiv in Stahlbeton ausgeführt. Die Bestandsfassaden sind mit einem Strukturputz, die Fenster in Aluminium mit außenliegenden Sonnenschutz ausgeführt. Die Fenster werden durch Brüstungen und Blenden in Sichtbeton horizontal akzentuiert. Die Fassade wird den heutigen energetischen Anforderungen und den Nutzeranforderungen nicht mehr gerecht. So sollte zur Stabilisierung des Raumklimas im Sommer sind ein wirksamer außen liegender Sonnenschutz und Möglichkeiten zur Nachtlüftung vorgesehen werden. Erschwerend kommt hinzu, dass bei der Planung eine möglichst kurze Bauzeit und ggf. abschnittweise Realisierung zu berücksichtigen ist.

 

Wettbewerbsaufgabe für die Architekten

 

Durch den Architektenwettbewerb soll ein angemessener Umgang mit den Fassaden des Altbaus gefunden werden, die seit der Entstehungszeit nahezu unverändert sind und in ihrer zeittypischen Gestaltung mit Strukturputz und Betonfertigteilen eine eigene Qualität darstellen.

 

Die Wettbewerbsteilnehmer mussten sich mit den heutigen energetischen Anforderungen und dem Anspruch an die Wahrung des markanten architektonischen Erscheinungsbildes auseinandersetzen. Beides sollte gegeneinander abgewogen und idealerweise zusammen gebracht werden, so dass auch künftig eine der Architektur der Schule angemessene Fassadensprache erreicht wird.

 

Entscheidung des Preisgerichts

 

Um die beste Lösung für diese schwierige Aufgabe zu finden, fand am Donnerstag, den 09.06.2016 die Preisgerichtssitzung zum Architektenwettbewerb mit Teilnehmern aus ganz Europa statt.

 

Im Preisgericht vertreten waren als Fachpreisrichter Thomas Pfeiffer, Architekt, München, Muck Petzet, Architekt, München, Alkmar Zenger, Kreisbaumeister, als Sachpreisrichter die 1. Bürgermeisterin des Marktes Garmisch-Partenkirchen, Dr. Sigrid Meierhofer, und Landrat Anton Speer. Als Berater fungierten Christoph Schreyer, Schulleiter der Schulen für Holz und Gestaltung, Tobias Bogenrieder, Energieberater, Jörg Hahn, Marktbaumeister und Johannes Klucker, Schulleiter der Berufsschule.

 

Diskutiert wurden vor allem die architektonische Qualität, die funktionale Qualität, das ökologische und energetische Konzept sowie die Wirtschaftlichkeit.

 

Ausgeschieden wurden beispielsweise Büros, die eine regional untypische Fassade mit Lamellenstruktur in ungewöhnlicher Farbgebung oder eine schlecht funktionierende Aufteilung von Eingangsbereich, Küche und Mensa vorgeschlagen haben. 

 

Gegen 17.00 Uhr stand das Ergebnis einstimmig fest. Der Realisierungswettbewerb ist abgeschlossen, es verblieben vier Büros in der engeren Wahl, davon wurden 3 Preisträger gekürt.

 

Das viertplatzierte Büro in der engeren Wahl ist Kottermaier und Rebholz aus Murnau. Der Entwurf interpretiert den Bestand neu in einer sehr schlichten Anmutung, hat jedoch funktionelle Mängel hinsichtlich Lüftung und verwendeter Materialien und Strukturen.

 

Das drittplazierte Büro ist das Nachfolgerbüro derjenigen Architekten, die den Bestandsbau aus dem Jahre 1972 entworfen hatten. Das Büro schlägt konsequent die Weiterentwicklung der bestehenden Fassade mit einem nahezu restauratorischen Ansatz vor.

 

Das zweitplazierte Büro nimmt den Charakter des Massivbaus auf und interpretiert diesen durch einen neuen Fenstertyp auf moderne Art und Weise. Die gewählten Materialien passen gut zueinander.

 

Der Sieger des Wettbewerbs ist das Architekturbüro Knerer und Lang aus München und Dresden. Der Entwurf überzeugt aus gestalterischer, funktioneller und wirtschaftlicher Sicht und konnte sich das Preisgeld von 12.000 € sichern. Die Arbeit schreibt konsequent das vorhandene architektonische Konzept fort. Der Verfasser bietet eine Kombination von Beton- und Holzbauweise an, bei der der Bereich der Aufstockung gut ablesbar bleibt. Auch die Mensa wird in Holzbauweise erweitert. Für die Erneuerung der weiteren Fassadenbauteile wie Fenster und Sonnenschutz werden ebenfalls Holzelemente verwendet, so dass eine schöne Symbiose aus Alt und Neu sowie aus Beton und Holz und eine reich gegliederte, harmonische Fassade mit haptischer Qualität entsteht.

 

 

Weitere Vorgehensweise

 

Mit dem siegreichen Büro werden möglichst noch vor der Sommerpause die Gespräche zu den weiteren Planungen aufgenommen. Ob die Arbeiten am Gebäude bereits 2017 beginnen können ist fraglich. Es müssen zunächst auch organisatorische Dinge geklärt werden wie die Durchführbarkeit von Baumaßnahmen während des Schulbetriebs, ebenso müssen etwa erforderliche Auslagerungen von Schulklassen oder Umzugsmöglichkeiten im Gebäude selbst geprüft werden.