Sitzung: 16.12.2016 Kreistag
Beschluss: Zur Kenntnis genommen
I. Grund (Anlass) der Behandlung
Die ÖDP- Fraktion im Kreistag hat
im Jahr 2015 einen Antrag zu einem Maßnahmeplan zur Umsetzung der
Klimaschutzziele mit Schwerpunkt auf die kreiseigenen Liegenschaften gestellt.
In seiner Sitzung am 29.07.2015 hat der Kreistag
den Antrag beraten und folgenden Beschluss gefasst:
1. Die Verwaltung wird beauftragt, nach Schaffung
der dazu notwendigen Organisationsstruktur zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu
ermitteln, wie sich der Energieverbrauch in den vom Landkreis bewirtschafteten
Liegenschaften zusammensetzt (Energiebericht). Der Energiebericht soll die
Energieverbräuche und -kosten in sinnvoller Verbrauchergruppierung darstellen,
kann sich an dem Energiebericht des Landkreises Weilheim-Schongau orientieren
und soll möglichst im Zweijahresrhythmus aktualisiert werden.
2. Die Verwaltung wird darüber hinaus beauftragt
– ausgehend von der Analyse in Ziffer 1 – einen Maßnahmenplan zu erstellen, um
Energieeinsparungen in den kreiseigenen Liegenschaften zu erreichen. Die
Verwaltung informiert die Kreisräte in geeigneter Form (z.B. per E-mail oder in
einer Kreistagssitzung) mindestens einmal im Jahr über die Fortschreibung des
Maßnahmeplans und die durchgeführten Maßnahmen.
Herr Kreisbaumeister Zenger wird
zum aktuellen Stand der Umsetzung des Beschlusses berichten.
II. Sach- und Rechtslage
1. Organisationsstruktur
Um den oben genannten Antrag in
die Praxis umsetzen zu können, war es zunächst erforderlich, die bestehende
Organisationsstruktur für kreiseigene Liegenschaften zu ändern. Bis Ende 2015
waren die technische Liegenschaftsverwaltung und die kaufmännische
Liegenschaftsverwaltung getrennt in verschiedenen Abteilungen organisiert. Seit
01.01.2016 ist die gesamte technische und verwaltungsmäßige Betreuung der
kreiseigenen Liegenschaften in einem, der technischen Bauabteilung zugehörenden
eigenen Sachgebiet "Hochbau und Gebäudewirtschaft" organisiert.
Diese Synergieeffekte werden nun
dazu genutzt, notwendige Datenerhebungen (z.B. Heizkosten-, Wasser- oder
Stromabrechnungen) mit den Gebäudekennzahlen zu verknüpfen und Auswertungen zu
vereinfachen. Anfang dieses Jahres wurden erste Kontakte mit Dienstleistern
geknüpft, die mittels einer Softwareunterstützung die Verbrauchsdaten von
Gebäuden auswerten und vergleichbar machen.
2. Datenerhebung und Analyse
Die Energie Südbayern GmbH und die
Thüga Energieeffizienz GmbH bot dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen eine
kompakte und günstige Lösung an, auf die ein zukünftiger Energiebericht und
Maßnahmenplan aufbauen kann.
Mit KEMS, dem „Kommunalen
Energiedaten Monitoring System“ können die kommunalen Brennstoff- und
Stromverbräuche sowie der Wasserbedarf zielgerichtet erfasst und analysiert
werden. Dabei handelt es sich um eine Softwarelösung, mit deren Hilfe
Energieverbräuche einzelner Liegenschaften erhoben, dargestellt und verglichen
werden können.
Als Ergebnis erhält der Landkreis ein
genaues Bild von der Verbrauchsstruktur seiner Liegenschaften und erfährt, wo die
einzelne Liegenschaft mit ihrem Energieverbrauch steht. Dank dieser Einordnung
ist es möglich, eine Rangliste für energetische Maßnahmen aufzustellen, denn
KEMS deckt die Energiedefizite der Liegenschaften auf und zeigt die tatsächlich
existierenden Einsparpotenziale.
3. Projektdurchführung
Zunächst muss eine Auswahl der zu
untersuchenden Liegenschaften getroffen werden. Für diese Liegenschaften wurden
für die letzten 6 Jahre ab 2009 die Verbrauchsdaten für Heizenergie, Stromverbrauch
und Wasserverbrauch ermittelt. Parallel dazu sind auch die zugehörigen
Gebäudedaten wie z.B. Bruttogrundflächen, Schüler, usw. erhoben worden.
Diese Daten werden analysiert und
in Tabellen oder Diagrammen dargestellt, die verschiedene Lastgänge und
Verbrauchswerte zeigen. Zur Einordnung wichtig sind die Vergleichsdaten, also
die durchschnittlichen Energieverbräuche aller in Deutschland erfassten Gebäude
dieser Kategorie. Um regionale Unterschiede auszuschließen sind die
Verbrauchsdaten klima- und witterungsbereinigt.
Ergebnis der Auswertung kann eine Auflistung
der Einsparpotenziale und eine Prioritätenliste möglicher Maßnahmen sein.
Die ständige Fortschreibung der
Verbrauchsdaten ermöglicht ein Monitoring, das die Effizienz von umgesetzten
Maßnahmen überwacht.
4. Analyse der kreiseigenen Liegenschaften
Im ersten Schritt wurde eine
Auswahl der 10 größten kreiseigenen Liegenschaften getroffen. Darunter fallen:
-
Landratsamt Garmisch Partenkirchen
- Staffelsee-Gymnasium Murnau a.Staffelsee
-
Werdenfels-Gymnasium Garmisch-Partenkirchen
-
Berufsschule Garmisch-Partenkirchen
-
Zugspitz-Realschule Garmisch-Partenkirchen
-
Realschule im Blauen Land Murnau a. Staffelsee
-
Musikinstrumentenbauschule Mittenwald
-
Schnitzschule Oberammergau
-
Förderschule (Christophorusschule) Farchant
-
Volkshochschule Garmisch-Partenkirchen
Hinsichtlich des
Heizenergiebedarfs ist von 2010 bis 2015 eine leichte Stagnation festzustellen.
Auffällig ist, dass das Werdenfels-Gymnasium fast ein Viertel der gesamten
Heizenergie der untersuchten 10 Liegenschaften verbraucht.
Der Stromverbrauch ist tendenziell
steigend. Gerade in den Schulen gibt es z.B. Lüftungsanlagen als
„Stromfresser“.
Betrachtet man den Verbrauch in
kW/h, so ist die Heizenergie mit 80% und der Stromverbrauch mit 20% am Gesamtverbrauch
beteiligt. Hinsichtlich der CO2- Emissionen ist die Heizenergie nur
mit 60%, der Stromverbrauch aber mit 40% beteiligt.
5. Einzelergebnisse
Hinsichtlich der Einzelanalysen der
untersuchten Liegenschaften des Landkreises fallen verschiedene Ausreißer auf:
Die Förderschule in Farchant als
auch die Berufsschule Garmisch-Partenkirchen liegen sowohl im Stromverbrauch
als auch im Heizenergieverbrauch über dem Durchschnitt. Das
Staffelsee-Gymnasium, das Werdenfels-Gymnasium und die Zugspitz-Realschule ,
haben zwar einen relativ guten Heizwert, jedoch einen hohen Stromverbrauch. Die
Realschule im Blauen Land liegt wie erwartet als Neubau in jeder Hinsicht im
positiven Bereich.
Das Landratsamt liegt bei
Heizenergie und Wasser besser als der Durchschnitt vergleichbarer Gebäude,
hinsichtlich Stromverbrauch gibt es Einsparpotenziale, empfohlen wird z.B. eine
vollständige Umstellung auf LED-Beleuchtung.
Im Staffelsee-Gymnasium,
Werdenfels-Gymnasium und in der Zugspitz-Realschule sollte der Stromverbrauch
gesenkt werden z.B. durch Umrüstung auf LED-Beleuchtung und Optimierung der
Lüftungstechnik und Heizkreispumpen.
Bei der Berufsschule steht im
Altbau der Generalsanierung für 2018 an. Hier sind durch Verbesserung der
Wärmedämmung, Erneuerung der Wärmeerzeugung und Optimierung von Lüftungs- und
Beleuchtungstechnik große Einsparpotenziale möglich.
In der Geigenbauschule liegt der
Stromverbrauch leicht über dem Modalwert aller vergleichbaren Schulen. Es
besteht jedoch kein konkreter Handlungsbedarf.
Die Schnitzschule Oberammergau liegt
im Durchschnitt, beim Stromverbrauch unter dem Durchschnitt, es besteht kein
akuter Handlungsbedarf.
In der Förderschule Farchant
sollte vor allem der seit Jahren steigende Stromverbrauch beobachtet werden.
Handlungsbedarf besteht hinsichtlich Verbesserung der Schwimmbadtechnik und
Warmwasserbereitung, Erneuerung der Lüftungstechnik und Überprüfung von
Verschleißteilen der technischen Anlagen.
6. weitere Vorgehensweise
Zunächst ist geplant, die in der
Einzelanalyse vorgeschlagenen Maßnahmen und Einsparpotenziale auf das Kosten –
Nutzen – Verhältnis zu prüfen. Anschließend soll eine Prioritätenliste
aufgestellt werden, die nacheinander abgearbeitet werden soll aber auch
baualtersgemäß erforderliche Sanierungs- und Erneuerungsmaßnahmen berücksichtigt.