Sitzung: 15.11.2017 Umwelt- und Landwirtschaftsausschuss
Beschluss: Zur Kenntnis genommen
I.
Grund
(Anlass) der Behandlung
Der
Landkreis Garmisch-Partenkirchen ist neben 17 weiteren Verbundpartnern am
HotSpot-Projekt „Alpenflusslandschaften – Vielfalt leben von Ammersee bis
Zugspitze“ beteiligt, Träger ist der WWF Deutschland.
Dieses
Projekt hat zum Ziel, in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für den Wert der
Lebensräume an Lech, Ammer, Loisach und Isar zu stärken und die einzelnen
Akteure miteinander zu vernetzen.
Der
Landkreis Garmisch-Partenkirchen ist mit folgenden Teilprojekten an dem
Vorhaben beteiligt:
·
Kulturlandschaftsplan mit Biodiversitäts-Check
·
Erhaltung und Wiederansiedelung des
Alpen-Knorpellattich
·
Hydrologische Sanierung an Ramsach / Rechtach im
Murnauer Moos
In der heutigen Sitzung möchten wir
Sie über den aktuellen Stand dieser Projekte informieren.
II. Sach- und Rechtslage
Die
Finanzierung dieses Projektes erfolgt zu 75 % über Bundesmittel und zu 15 %
über Mittel des Bayerischen Naturschutzfonds, die restlichen 10 % trägt der
Landkreis.
Insgesamt
sind derzeit Finanzmittel in Höhe von etwa 530.000 € für die drei Teilvorhaben
des Landkreises vorgesehen.
Kulturlandschaftsplan mit
Biodiversitäts-Check:
Ein Hauptziel des HotSpot-Projektes
ist es, mehr Bewusstsein in der breiten Bevölkerung für die besondere
Naturwerte in den vier beteiligten Landkreisen zu schaffen.
Auf die Einstellung und das Wissen
der Landwirte kommt es dabei ganz besonders an.
Die Erfahrungen in der täglichen
Naturschutzarbeit des Landratsamtes und auch im Rahmen des Almprojektes
Oberbayern haben gezeigt, dass es sich immer gelohnt hat, wenn sich Landwirte
und Fachleute des Naturschutzes die Zeit genommen haben, um konkret und
gründlich über Flächen, Bewirtschaftung, Probleme und Förderung zu sprechen.
Als Beitrag zu HotSpot wurde deshalb ein Projekt konzipiert, das
landwirtschaftlichen Betrieben gründliche naturkundliche Informationen zu deren
Flächen zur Verfügung stellen soll. Außerdem sollen kulturtechnische Lösungen
z. B. für Probleme bei der Bewirtschaftung aus Sicht der Landwirtschaft und
des Naturschutzes erarbeitet werden. Ergebnis ist ein „Kulturlandschaftsplan“,
der als Maßnahmen nur das ausarbeitet und vorschlägt, was im gemeinsamen
Gespräch beschlossen worden ist.
Der Auftrag ging an Michaela
Berghofer. Sie ist eine in Landschaftspflege-Angelegenheiten sehr erfahrene
Expertin und derzeit Leiterin des Landschaftspflegeverbandes Lindau, stammt
aber aus dem Nachbarlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.
Das Vorhaben ist in verschiedene
Phasen gegliedert:
Phase 1 im Jahr
2016 war der grundsätzlichen Konzeption des Projektes gewidmet. Die
Auftragnehmerin hat die Beratungsansätze verschiedener Institutionen verglichen
und die besten Ansätze ausgewählt sowie Erhebungsbögen und ein Muster für einen
Bericht entworfen.
Phase 2 lief im
Jahr 2017. Fünf Modellbetriebe unterschiedlichster Größe und Lage haben sich
bereit erklärt, einen Probelauf durchzuführen, um Erfahrungen zu sammeln.
Wir stellen nun exemplarisch den
Entwurf für einen Kulturlandschaftsplan eines Betriebes in der Gemarkung
Partenkirchen vor. Er soll auch noch dem Bauernverband vorgestellt werden. Nach
dessen Billigung sollen im nächsten Jahr 25 weitere Betriebe folgen (Phase3).
Erhaltung und Wiederansiedelung des Alpen-Knorpellattich:
Der Alpen-Knorpellattich ist eine
bayernweit vom Aussterben bedrohte Pflanzenart, die auf Flusskiesbänken im
südbayerischen Raum früher relativ weit verbreitet war. Die Art gehört zur
Gruppe der Korbblütler und ist damit weitschichtig u. a. mit dem Löwenzahn
verwandt; die Pflanze ist aber stark verzweigt mit zahlreichen kleinen, gelben
Blüten.
Durch den Flussausbau, die Anlage
von Staustufen und andere wasserbauliche Eingriffe ist die Art in Bayern extrem
selten geworden. Der landesweit (trotz gezielter Suche) letzte bekannte
Wuchsort ist das Friedergries nördlich von Griesen.
Um ein völliges Aussterben der Art
in Bayern (und damit in ganz Deutschland) zu verhindern, wurde zunächst der
Restbestand im Friedergries untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass das
dortige Vorkommen immerhin so groß ist, dass ein Verschwinden im Friedergries
kurzfristig nicht zu befürchten ist. Da aber bei einem einzelnen Bestand
mittel- bis langfristig immer ein gewisses Aussterberisiko besteht (z. B. bei
extremen Witterungsereignissen), wird versucht, an der Isar ein zweites
Vorkommen zu etablieren. Hier kam die Art nachweislich bis vor wenigen
Jahrzehnten vor und es gibt mehrere Stellen, die als Wuchsort geeignet
erscheinen. 2016 wurden deshalb Samen aus dem Friedergries entnommen, zu
Jungpflanzen herangezogen und 2017 an der Isar unterhalb Wallgau ausgepflanzt.
Die bisherige Bestandsentwicklung verläuft positiv, so dass gute Chancen
bestehen, dass der Alpen-Knorpellattich auch an der Isar wieder heimisch wird.
Hydrologische Sanierung an Ramsach / Rechtach im Murnauer Moos:
Im zentralen Murnauer Moos hat sich
seit einigen Jahrzehnten zwischen der Ramsach und der Rechtach ein Zustand
eingestellt, der nicht nur aus ökologischer Sicht ungünstig ist, sondern auch
von Landwirten und der Fischerei beklagt worden ist. Durch den Ausbruch der
Ramsach kam es zur Verschlammung und Eutrophierung wertvollster Moorvegetation.
Auch drohen die sogenannten Schilfseen als Folge des „Ramsachdurchbruches“ zu verlanden.
Hierbei handelt es sich um eine der
ganz zentralen und ungelösten Fragen im Naturschutzgebiet Murnauer Moos. Die
Zeit schien nun - nach den ganz erheblichen Vorarbeiten des Landkreises im Zuge
des Murnauer-Moos-Projektes und späterer historischer Analysen - reif, sich mit
dem Thema zu befassen.
Es ist zunächst zu klären, wie es
zu diesem massiven Ausbruch des Ramsachwassers gekommen ist und in einem
zweiten Schritt, ob und wie dieser eventuell rückgängig gemacht werden kann.
Hierfür ist in einem ersten Schritt eine Machbarkeitsstudie notwendig. Dann
sollen mögliche Alternativen verglichen und mit den Beteiligten (besonders der
Landwirtschaft, der zuständigen Gemeinde und der Wasserwirtschaft) beraten
werden. Am Ende würde ein wasserrechtliches Verfahren erforderlich.
Da es sich um ein technisch und
naturschutzfachlich sehr anspruchsvolles Vorhaben handelt, sind vor Umsetzung
jeglicher Maßnahmen gründliche Vermessungen, Planungen und Überlegungen
erforderlich, die auch Geld kosten werden.
Im HotSpot-Förderprojekt konnten
2017 mehrere Aufstockungsanträge gestellt werden. Da der Oberbegriff
„Alpenflusslandschaften“ lautet, reichte das Landratsamt „zur Fristwahrung“ und
unter Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Kreisgremien im April 2017 einen
Projektantrag beim Bund ein, der mit Bescheid vom August 2017 gebilligt worden
ist.
Nach dem Vorliegen der
Machbarkeitsstudie ist eine gründliche Vorstellung im ULAS vorgesehen.